Führen ist Führung von Menschen auf ein gemeinsames Ziel hin. Dies gelingt zum einen mit guter ‚Menschenführung’, sozialer Kompetenz, Begeisterung, Motivation, Vorbildfunktion, guter Kommunikation, gekonntem Konfliktmanagement (psychologisch basierte Führung). Dies allein reicht jedoch nicht aus: Es braucht zusätzlich die systemorientierte Unternehmensführung. Auch die Unternehmung muss geführt werden, durch geeignete Systeme wie Planung, Strategie, Controlling, Anreizmodelle, Prozesse u.a. Zusätzlich zum weit verbreiteten Ansatz der Menschenführung entwickelte sich in St.Gallen seit den frühen 70’er Jahren die Systemorientierte Managementlehre.
Soziale Systeme bestehen aus vielen menschlichen Beziehungen. Sie sind daher nie 100% steuerbar oder beherrschbar. Soziale Systeme funktionieren am besten durch die richtigen Lenkungseingriffe. Durch Lenkung soll daher die Evolution des Unternehmens in die gewollte Richtung gebracht werden.
Wer Entscheidungen trifft, hätte gerne eine klare Ausgangslage und eine Sicherheit über die Richtigkeit und Wirkung der getroffenen Entscheidungen. Der Wunsch nach vollkommener Information aber bleibt eine Illusion. Unternehmensführung heisst, wichtige Weichenstellungen in einer Situation der unvollkommenen Informationslage vorzunehmen. Umso wichtiger ist es daher, die Gesetzmässigkeiten für gutes und schlechtes Management zu kennen. An diesem Thema forschen wir in St.Gallen seit über 30 Jahren.
Management ist sehr vielschichtig. Einfache Ursache-Wirkungs-Mechanismen gibt es wenige. Die Realität ist vieldimensional und weist eine hohe Komplexität auf. Manager müssen daher Komplexität verstehen und in Situationen nicht beherrschbarer Komplexität den best möglichen Weg finden.
Was 100-mal richtig war, kann beim 101. Mal falsch sein. Nach dem Wissenschafts-Prinzip von Sir Karl Popper ist alles Wissen vorläufig, state oft the art. Wir müssen bereit sein, Erfahrung kritisch zu hinterfragen und Dogmen immer wieder auf’s Neue zu prüfen. Das Gesetz der grossen Zahl ist bei den meisten Studien im Management-Bereich nicht anwendbar, weil es nicht tausende von vergleichbaren Unternehmen gibt.
Die Vielzahl an Konzepten, Theorien, Schlagwörtern und Modetrends im Management überfordern den Praktiker wie Forscher. Um mit hoher Komplexität umgehen zu können, brauchen wir Menschen ein Modell, das eine Verkleinerung der Wirklichkeit darstellt. Das St.Galler Management-Modell stellt ein solches Ordnungsgerüst dar. Es erlaubt, komplexe Sachverhalte begreifbar zu machen und Lösungsansätze für die Praxis zu erarbeiten.